Porträt von Herzog Ernst von Bayern
Schwarze Kreide, Aquarell und Gouache auf präpariertem Pergament (der grüne Hintergrund kann später hinzugefügt werden), auf Holz aufgezogen
Oben links unleserlich bezeichnet
52,2 x 33,8 cm
URSPRUNG:
Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau.
Paul Cassirer, Berlin, 1926.
Charles Albert de Burlet, Berlin.
LITERATURVERZEICHNIS:
L. Fudickar, Die Bildniskunst der Nürnberger Barthel Beham und Peter Gertner, Dissertation, München 1942, Nr. 104.
K. Löcher, „Peter Gertner – ein Nürnberger Meister als Hofmaler des Pfalzgrafen Ottheinrich in Neuburg an der Donau“, Neuburger Kollektaneenblatt, 141, 1993, S. 83 und 130 Fußnote 175.
Ende der 1530er-Jahre schuf der Nürnberger Künstler Peter Gertner eine bemerkenswerte Serie von zeichnerischen Porträts, sowohl wegen ihres innovativen Charakters als auch wegen ihrer Ausdruckskraft. Diese Modelle werden im gleichen Maßstab wie die von ihnen vorbereiteten Gemälde ausgeführt und bestehen aus schnellen Skizzen in schwarzer Kreide und/oder Feder und schwarzer Tinte, die das Modell in Büste darstellen. Der Künstler nimmt dann in Gouache im Detail nur die Köpfe wieder auf und lässt die Kleidung und den Hintergrund im Wesentlichen zurück. Diese Skizzen wurden wahrscheinlich nach der Natur angefertigt und dann in Gertners Atelier aufbewahrt, um als Grundlage für gemalte Porträts zu dienen, die so bei Bedarf in mehreren Kopien hergestellt werden konnten. Wenn mehrere zeitgenössische Künstler, insbesondere Hans Holbein, eine ähnliche Methode verfolgten, schuf Gertner durch die großen Dimensionen seiner Studien und durch die Verwendung von Gouache ein besonders originelles Set. Ein Dutzend dieser Zeichnungen sind heute erhalten.
Gertner, dessen Geburts- und Todesdaten mysteriös bleiben, wird erstmals 1521 als tätig in Nürnberg dokumentiert und seine datierten Werke reichen von 1523 bis 1541. Der Künstler scheint ein Schüler von Wolf Traut (1481-1520) in Nürnberg gewesen zu sein. Die ersten Aufträge erhielt er von Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach und seiner Frau Susanna von Bayern. Nach dem Tod ihres Mannes 1527 heiratete sie Ottheinrich, Herzog von Pfalz-Neuburg, der Gertners Haupt-, wenn nicht sogar einziger Förderer werden sollte.
Vorbild für diese Zeichnung ist Ernst von Bayern (1500–1560), Mitglied der Wittelsbacher Familie und dritter Sohn von Herzog Albert IV. von Bayern (1447–1508) und seiner Frau Cunégonde, Tochter Kaiser Friedrichs III. 1517 wurde er zum Administrator des Bistums Passau ernannt. Als Gegner der Reformation nahm Ernst 1522 an der Synode von Mühldork am Inn teil und schloss sich 1524 dem Bündnis zwischen den Bischöfen Süddeutschlands, den Herzögen von Bayern und Erzherzog Ferdinand an, um das Wormser Edikt zum Verbot der Verbreitung und Lektüre umzusetzen der Schriften Martin Luthers. Er wurde 1540 zum Administrator des Bistums Salzburg gewählt. Er war den Protestanten gegenüber offenbar nachsichtiger und konzentrierte sich durch die Einführung von Verwaltungsreformen auf seine Verwaltungsaufgaben. Ernest wurde nie zum Priester geweiht und 1554 wurde er vom Papst gezwungen, zwischen der Priesterweihe und dem Rücktritt von seinen Ämtern zu wählen, und er bevorzugte die letztere Lösung. Im Jahr 1549 hatte Ernest die Grafschaft Glatz in Schlesien (heute in Polen) erworben, die damals zu Böhmen gehörte, und ließ sich dort 1556 dauerhaft nieder. Er war nie verheiratet und ließ seinen Sohn Eustace 1550 von Papst Julius III. legitimieren.
Die vorliegende Zeichnung ist eine Vorbereitung auf ein heute verschollenes Gemälde, das um 1600 in einem Inventar der Sammlungen der Grafen von Pfalz-Neuburg erwähnt wird, was darauf hindeutet, dass das Modell ("Ersnt Bischoff zu Bassaw") dort 34 Jahre alt war . Diese Zeichnung oder das verlorene Gemälde wurden verwendet, um mindestens zwei Gemälde anzufertigen, beide auf Holz. Das erste, datiert 1536 und jetzt im Schloss Berchtesgaden, trägt eine Inschrift, die den Dargestellten identifiziert, und misst 42,5 x 32,7 cm. Die zweite misst 58,8 x 42,5 cm. und befand sich früher in der Sammlung Streber in München (K. Löcher, aaO 1993, Abb. 51).
Obwohl auf den meisten gezeichneten Porträts von Peter Gertner der Hintergrund weiß bleibt, wurden einige, wie die vorliegende Zeichnung, farbig gestaltet (siehe z. B. die Porträts des Grafen von Henneberg im Museum Boymans Van Beuningen [Löcher, op. cit Abb. 13], und des Grafen Friedrich III. von Sponheim und seiner Frau, beide in der National Gallery in Washington [Löcher, op. cit. Abb. 65-66]).
Diese Zeichnung war, wie die meisten anderen heute bekannten zeichnerischen Porträts Gertners, Teil einer gebundenen Sammlung, erstmals dokumentiert in den Sammlungen des Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676-1747). 1926 wurde die Sammlung, die ursprünglich mindestens 22 Blätter umfasste, vom Händler Paul Cassirer erworben, der sie zerstückelte und die Zeichnungen verstreute.
Der Nürnberger Künstler Peter Gertner hat in den 1530er Jahren eine bemerkenswerte Reihe höchst innovativer und äußerst kraftvoller Porträtstudien geschaffen. Im gleichen Maßstab ausgeführt wie die Gemälde, für die sie Studien waren, bestanden diese Modelle aus schnell skizzierten Umrisszeichnungen der Dargestellten, Oberweite, innerhalb derer nur die Gesichter, in einigen Fällen auch die Hände sorgfältig fein ausgearbeitet wurden modellierte Gouache. Es wird angenommen, dass diese Studien nach dem Leben gemacht und dann von Gertner in seinem Atelier aufbewahrt wurden, um als Grundlage für gemalte Porträts zu dienen, die bei Bedarf in mehreren Beispielen hergestellt werden konnten. Obwohl andere Künstler der Zeit, allen voran Holbein, eine ähnliche Arbeitsweise anwendeten, sind sowohl der Maßstab als auch die spezifischen Medien, die Gertner in seinen Porträtstudien verwendete, höchst originell. Rund ein Dutzend dieser erstaunlichen Werke sind bekannt.
Gertner soll bei dem in Brandenburg-Ansbach wirkenden Dürer-Schüler Wolf Traut studiert haben, eine Verbindung, die möglicherweise zu Gertners ersten Aufträgen führte, die er 1521 vom Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Kulmbach und seiner Frau Susanna von erhielt Bayern. Nach Kasimirs Tod 1527 dürften seine Eheleute Ottheinrich, Herzog von Pfalz-Neuburg und Gertner mit ihr an den Wittelsbacher Hof nach Neuburg an der Donau gekommen sein, wo er für mindestens zwölf Witwen als Hofmaler in den Diensten Ottheinrichs tätig war Jahre.
Die vorliegende Zeichnung stellt Ernst von Bayern (1500-1560) dar, Mitglied der Wittelsbacher Familie und dritter Sohn von Herzog Albert IV. von Bayern (1447-1508) und seiner Frau Kunegund, Tochter des Heiligen Römischen Kaisers Friedrich III. 1517 wurde Ernst zum Administrator des Bistums Passau ernannt und wandte sich gegen die Anhänger Martin Luthers und der Täufer. Ernest nimmt 1522 an der Provinzialsynode von Mühldork am Inn teil und schließt sich 1524 dem Bündnis der süddeutschen Bischöfe, der Herzöge von Bayern und Erzherzog Ferdinand an, um das Wormser Edikt durchzusetzen, das die Verbreitung und Lektüre der Schriften Luthers verbietet. Ernest wurde 1540 zum Administrator der Diözese Salzburg gewählt. Selbst als designierter Erzbischof verzögerte Ernest seine Ordination. In seinem Testament vom 25. September 1550 erklärte er, dass er nie die Absicht gehabt habe, Priester zu werden. Er bat den Papst wiederholt um die Dispensierung der höheren Weihen, was ihm jedoch 1554 schließlich verweigert wurde. Der Papst stellte ihn vor die Wahl, sofort zum Priester geweiht zu werden oder zurückzutreten. Ernst entschied sich am 16. Juli 1554 für den Rücktritt. Als sich das Ende seiner geistlichen Laufbahn abzeichnete, kaufte Ernst 1549 die Grafschaft Glatz. Glatz, das in Schlesien im heutigen Polen liegt, galt damals als Teil Böhmens. Im Kaufpreis enthalten war die Herrschaft Hummel, die Ernest am 10. Dezember 1549 seinem Sohn Eustace schenkte. Eustace war sein unehelicher Sohn, bis er 1550 von Papst Julius III. als adliger Nachkomme Ernsts legitimiert wurde. Ernest ließ sich dauerhaft in Glatz nieder im Jahr 1556 und starb dort im Jahr 1560. Kurze Zeit später wurde sein Leichnam nach München überführt und in der Wittelsbachergruft in der Frauenkirche beigesetzt.
Die vorliegende Zeichnung bereitet auf ein verschollenes Gemälde vor, das in einem um 1600 erstellten Inventar der Sammlungen der Grafen von Pfalz-Neuburg erwähnt wird, das angibt, dass der Dargestellte („Ernst Bischoff zu Bassaw“) im Alter von 34 Jahren vertreten war. Damit ist das vorliegende Werk genau auf das Jahr 1534 datiert. Die Zeichnung oder das verschollene Gemälde wurden zur Herstellung von mindestens zwei weiteren Gemälden verwendet, beide auf Holz. Das erste, datiert 1536 und heute im Schloss Berchtesgaden, trägt eine Inschrift, die den Dargestellten identifiziert, und misst 42,5 x 32,7 cm. Die zweite misst 58,8 x 42,5 cm und befand sich früher in der Sammlung Streber in München (K. Löcher, op. cit. 1993, Abb. 51).
Bei den meisten von Gertners gezeichneten Porträts bleibt der Hintergrund leer, aber einige wenige zeigen, wie in der vorliegenden Zeichnung, einen farbigen Hintergrund (siehe zum Beispiel das Porträt von Graf Henneberg im Boymans Van Beuningen Museum in Rotterdam und die Porträts von Graf Frederick III zu Sponheim und seine Frau, beide in der National Gallery of Art in Washington [Löcher, op. cit., Abb. 65-66]).
Dieses Blatt war, wie die meisten erhaltenen Zeichnungen Gertners, Teil eines gebundenen Bandes, der erstmals in der Sammlung von Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676-1747) verzeichnet wurde. Es umfasste ursprünglich mehr als 22 Zeichnungen. 1926 erwarb und vertrieb der Berliner Händler Paul Cassirer den Band.
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